Erneut hat die Charité – Universitätsmedizin Berlin heute Gebeine von Angehörigen verschiedener Volksgruppen aus dem Gebiet des ehemaligen Deutsch-Südwestafrika an das National Heritage Council Namibias übergeben. In einer feierlichen Zeremonie unterzeichneten der Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. Karl Max Einhäupl und die Leiterin des Council Esther Mwoombola-/Goagoses das Übergabedokument in Anwesenheit von Jerry Ekandjo, Minister of Youth, National Service, Sport and Culture, und anderer hochrangiger Vertreter beider Regierungen sowie der indigenen Gemeinschaften Namibias.
„Mit diesem Repatriierungsprozess wollen wir zuallererst die Opfer ehren“, erklärte Prof. Einhäupl in seiner Ansprache. „Aber wir dürfen nicht darüber hinwegsehen, dass hier seinerzeit im Namen der Wissenschaft die Gebote der Menschenwürde vielfach verletzt wurden. Diese Gebeine dienten dazu, die Ideologie des rassistischen Kolonialismus zu rechtfertigen, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts alle Ebenen der deutschen Gesellschaft durchdrang.“ Die Erinnerung an diese Taten solle heutigen Forscherinnen und Forschern Mahnung und Verpflichtung sein, ihrer historischen und sozialen Verantwortung jederzeit gerecht zu werden, schloss Einhäupl.
Die 21 Opfer gehörten den Volksgruppen der Herero, Nama, San, Damara und Ovambo an. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Charité haben im Rahmen eines Forschungsprojekts in den vergangenen drei Jahren versucht, die Herkunft der Gebeine und deren Weg in die Berliner Sammlungen nachzuvollziehen. Sie stellten fest, dass sie in den Jahren 1898 bis 1913 nach Berlin gebracht worden waren. Es handelt sich um die sterblichen Überreste von zwölf Frauen, sieben Männern und zwei Kindern. Nur die Gebeine von fünf Personen lassen sich eindeutig auf die Periode des Kolonialkrieges zwischen 1904 und 1908 zurückführen. Die meisten starben möglicherweise eines natürlichen Todes, manche aber eindeutig als Folge einer Gewalttat. Ihre Gebeine werden jetzt nach Namibia überführt und sollen so nach über 100 Jahren heimkehren.
Insgesamt hat die Charité damit bereits zum vierten Mal menschliche Überreste aus ihren anthropologischen Sammlungen an die Herkunftsstaaten der Opfer übergeben. Neben Namibia waren dies Übergaben an die indigenen Gemeinschaften Paraguays (2012) und Australiens (2013).
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